Der 9. November 1989 ist wohl einer der wichtigsten Tage in meinem Leben. Das sich etwas tun wird in der DDR schien nach der großen Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig und den darauf folgenden Veränderungen völlig klar. Das aber so schnell die Mauer fällt konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
In dieser Zeit schaute ich natürlich viel DDR Fernsehen – was sonst kaum vorkam – um zu sehen was passiert. Die Meldung von Schabowski, das die Ausreise über Grenzüberganstellen der DDR möglich ist, nahm ich relativ gelassen auf. Ich dachte na nun können alle, die ausreisen wollen dies problemlos tun.
Eine Stunde später dann im ZDF die Bilder von drängelnden Menschen an der Grenze in Berlin. Das änderte mit einem Schlag alles. Ich dachte nur noch, da musst Du dabei sein. Das musst Du erleben. Wenn die wirklich die Grenzen aufmachen ist das so ein einmaliges Ereigniss, da kann man doch nicht fehlen!
Ja und wie nun? Ich hatte kein Auto und kein Telefon. Also aufs Fahrrad und ein paar Kilometer durchs nächtliche Leipzig zu meinen Eltern gefahren. Wir lagen uns mit Freudentränen in den Armen und haben erst mal eine Flasche Sekt geöffnet.
Ja und dann hab ich mir den Trabbi meiner Eltern geliehen und ab gings nach Berlin. Kurzer Tankstopp noch an irgendeiner Tankstelle auf der Autobahn und dann kam der Grenzübergang Drehwitz langsam näher.
Es war unheimlich. Ich weiss nicht was da zwei drei Stunden vorher los war, aber es lagen Motorräder am Rand der Fahrbahn und verlassenen Autos standen einfach so in der Gegend rum. Ich wusste nicht was da passiert sein mochte und bekam schon etwas Angst. Ich hatte nicht mal ein Autoradio und wusste nicht was inzwischen los war. Grenze nicht offen? Panzer aufgefahren? Alle verhaftet. Ich hätte dem Regime alles zugetraut!
Aber es gab kein Zurück, und schon war der Grenzübergang zu sehen. Plötzlich war alles wie in einer anderen Welt. Freundliche Grenzer – die einen sonst sogar an der Grenze in die Tschechoslowakei grimmig anknurrten – keine Kontrolle und lauter Leute die jubelnd und hupend über die Grenze fuhren. Die Grenzer wollten nicht mal in meinen Ausweis schauen. Das ich ihn in der Hand hielt reichte völlig aus. Es war unglaublich!!
Für viel Gefühl war ich viel zu aufgeregt. Die Tränen kamen erst als ich auf der Awus plötzlich den beleuchteten Funkturm vor mir sah. Es war überwältigend!! Ich musste dann erstmal auf einem Parkplatz anhalten. Dort traf ich einen netten Menschen aus Osnabrück, der meinte – lass Deinen Trabi hier stehen wir ziehen gemeinsam durch Berlin. Das haben wir dann auch gemacht.
Es war „Wahnsinn“ diese Nacht und den nächsten Tag inmitten dieser vielen begeisterten Menschen aus Ost und West zu erleben. Das hat sich tief ins Gedächtniss eingebrannt und ich gebe zu das mir heute immer noch die Tränen kommen wenn ich darüber erzählen soll.
Tja noch so nebenbei… Ich habe mir auch ein kleines Stück aus der Mauer am Brandenburger Tor gepickert. Und habe höllische Angst gehabt das mit nach Hause zu nehmen. Zu gross war die Unsicherheit das sich alles wieder dreht und die Bonzen sich doch auf eine gewaltsame Lösung besinnen. Oder zumindest auf eine mit Repressalien. Beschädigung der Grenzanlagen des sozialistischen Schutzwalls… das hätte einige Jahre Zuchthaus bringen können.
Und ich habe von Westberliner Seite aus vorsichtig einen Offizier der Grenztruppen gefragt ob ich auch wirklich wieder zurück in die DDR kann, wenn ich will. Ja so eine Unsicherheit hatte man uns eingetrichtert.
Es war eine großartige Nacht und ein großartiger Tag, damals in Berlin. Einer der wichtigsten in meinem Leben!
Euer Andreas
An den Tag kann ich mich noch sehr gut erinnern! Die vielen Trabbys habe ich bewundert. Einge Tage später habe ich dann eine Frunkfreundin besucht. Die Gastfreundschaft von Ihrer Familie und deren Freunde war für mich ein starkes Erlebnis!
Ber Bericht hat viele Erinnerungen bei mir geweckt. Vielen Dank und herzliche Grüße aus Münster
Diethard, DG6YY
lol, schicker Bart :)
Wahnsinn, Gänsehaut!